Interview: „Es ist noch Luft für steigende Dividendenzahlungen vorhanden“
Das Dividendenjahr 2017 ist Geschichte. Ein Jahr, das stark durch politische Ereignisse wie dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump, zähen Brexit-Verhandlungen, Wahlen in vielen europäischen Ländern und Hängepartien bei der Regierungssuche in Deutschland geprägt war. Dessen ungeachtet schütteten die Konzerne des Deutschen Aktienindex DAX eine Rekordsumme von 35,1 Milliarden Euro* an ihre Aktionäre aus. Dr. Ilga Haubelt, Fondsmanagerin des Deka-DividendenStrategie, erklärt wie es dazu kam und wie Anleger daran teilhaben könnten.
Frau Dr. Haubelt, 2017 war ein ereignisreiches Jahr. Welche Konzerne haben Sie am meisten überrascht?
2017 war ein sehr erfolgreiches Börsenjahr: Der US-amerikanische Aktienindex S&P hat neue Höchststände erreicht, der DAX die 13.000 Punktemarke überschritten. Auf der Sektorenseite war ich unter anderem positiv überrascht von der Luxusgüter-Branche. Einige Unternehmen konnten neue Rekordkursstände erklimmen und ansehnliche Gewinne erzielen. Teure Handtaschen und Schmuck erfreuen sich offensichtlich weiterhin hoher Beliebtheit.
Viele Unternehmen erwirtschafteten erneut hohe Gewinne. Von dem daraus resultierenden Dividendenregen profitierten in der Mehrheit allerdings nur professionelle Großinvestoren. Wie können Kunden der Sparkasse Lörrach-Rheinfelden an den Unternehmenserfolgen teilhaben?
Dies ist beispielsweise über einen Fonds, der sich etwa auf dividendenstarke Unternehmen fokussiert, möglich. Damit können Anleger der Sparkasse Lörrach-Rheinfelden an unserer Expertise bei der weltweiten Auswahl von Qualitätsaktien partizipieren. Mit einem Investmentkonzept fokussieren sie sich außerdem nicht auf ein oder zwei Aktien, sondern erhalten eine relativ breite Streuung von Unternehmensaktien in verschiedenen Branchen. Allerdings ist auch bei der besten Auswahl jederzeit mit Kursrückgängen zu rechnen. Dividenden beispielsweise können helfen Schwankungen abzufedern, weil sie weniger anfällig für die Entwicklungen der Kapitalmärkte sind. Übrigens, wer seine Ausschüttungen nicht sofort wieder ausgeben möchte, der kann sie einfach wieder anlegen und somit am Zinseszinseffektpartizipieren.
Gleichwohl gilt: Investmentfonds unterliegen Wertschwankungen, die sich negativ auf das Anlageergebnis auswirken können.
Interessanterweise waren im abgelaufenen Jahr Dividendenaktien weniger ertragreich als breite Aktienindizes. Warum sollten Anleger dennoch in Aktienfonds mit Dividendenstrategien investieren?
Das ist ein Phänomen, was wir zu Beginn einer Zinswende häufig beobachten können. Seit Mitte 2016 hinken Dividendenaktien daher der Entwicklung breiter Aktienindizes hinterher. Zyklische Unternehmen haben nämlich von der breiten weltwirtschaftlichen Erholung der letzten anderthalb Jahre noch stärker profitiert als ihre defensiven Pendants. Auch letztere profitieren von steigenden Unternehmensgewinnen und können entsprechend steigende Dividende zahlen. Wer Aktien und deren möglichen Kursschwankungen skeptisch gegenüber steht, der sollte als Alternative zur Anlage in einzelne Aktien einen Dividendenfonds in Betracht ziehen.
Die US-amerikanische „York Water Company“ zahlt seit 1816 kontinuierlich eine Dividende an ihre Aktionäre aus. Was ist gerade in Niedrigzinszeiten das Besondere an einer Dividende?
Gerade in Niedrigzinszeiten ist die Dividende eine Chance, mit Investitionen in Unternehmen eine gute Rendite zu erzielen. Durch die gute Entwicklung der Aktiengesellschaften steigen perspektivisch auch die Unternehmensgewinne. Das führt zu einem Dividendenwachstum. Viele Unternehmen versuchen Jahr für Jahr ihre Ausschüttungen zu erhöhen. Eine hohe Dividendenkontinuität weisen auch europäische Konzerne wie Roche (seit 27 Jahren), Fresenius (21 Jahre), Nestlé (18 Jahre) oder Novartis (17 Jahre) auf, die etwa seit Jahren ununterbrochen eine Dividende auszahlen. Kühlt sich allerdings die Geschäftslage eines Unternehmens ab, können Dividenden auch gekürzt oder gestrichen werden. Aber auch Wertpapiere unterliegen Wertschwankungen, die sich negativ auf den Wert der Anlage auswirken können.
Rekorde sind da, um gebrochen zu werden. Können wir 2018 erneut mit steigenden Dividenden rechnen?
Es sieht gut aus, dass sich der Trend fortsetzt. Verstärkt wird dies auch durch die kürzlich von US-Präsident Donald Trump verabschiedete Steuerreform. Viele US-Unternehmen haben dadurch die Chance, in 2018 zweistellige Gewinnsprünge zu verzeichnen. Anleger können sich bei konstanten Ausschüttungsquoten dann über einen entsprechenden Dividendenanstieg freuen. Die europäischen Konzerne hinken im Vergleich zu den USA mit ihren Ausschüttungen ein Stück weit hinterher. Daher ist „auf der anderen Seite des Atlantiks“ noch Luft für steigende Dividendenzahlungen vorhanden.
*Quelle: Factset Market Aggregates, Dezember 2017
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