Nie wieder Zinsen?
Elf wichtige Fragen und Antworten zum Negativzins
Nullzins oder Negativzins – was ist das und was heißt das für mich? Wir erklären in dieser Themen-Reihe, was hinter den Begriffen steckt, welchen Ausweg Aktien bieten und was die Corona-Krise für Ihr Geld bedeutet.
Für junge Menschen sind Zinsen aufs Ersparte fast so schwer vorstellbar wie eine Welt ohne Internet. Seit die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins gesenkt hat, bekommen Sparer so gut wie keine Zinsen. Und: Obwohl die Inflation niedrig ist, nagt sie am Ersparten.
Daran wird sich auch so schnell nichts ändern. Zinssparer sehen also in die Röhre. Aber: Wer sich Geld leiht, bekommt dies wiederum zu extrem günstigen Konditionen.
Diese Woche beantworten wir die Fragen 1 bis 3 dieser Themen-Reihe.
1. Warum macht die EZB das?
Die EZB sorgt sich um die lahmende europäische Konjunktur – nicht nur wegen der Corona-Krise. Schon im September 2019 senkte sie den Einlagensatz von minus 0,4 auf minus 0,5 Prozent. Das ist der Zins, zu dem Banken und Sparkassen kurzfristig Geld bei der Zentralbank parken können.
Denn: Je höher der Strafzins für Banken, desto größer ihr Anreiz, Geld in Form von günstigen Krediten an Unternehmen zu verleihen. So will die EZB zugleich Firmen und Gewerbe motivieren zu investieren. In Maschinen, Autos oder andere Dinge, die die Wirtschaft antreiben.
Ein weiteres Motiv der Zentralbank ist die Preisentwicklung: Laut Satzung hat die EZB die Aufgabe, die Preise stabil zu halten. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es knapp zwei Prozent Inflation. Aktuell liegt der Wert bei rund eineinhalb Prozent.
„Die EZB geht nach der Devise vor: Lieber schnell und energisch handeln, als irgendwann in der Deflation zu landen“, erklärt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, das Handeln der Zentralbank. „Dabei wird mehr und mehr diskutiert, wie groß diese Deflationsgefahren wirklich sind, und wie stark die EZB mit ihren Instrumenten hier überhaupt noch eingreifen kann.“
2. Was ist der Leitzins und wofür ist er wichtig?
Zentralbanken nutzen nicht nur den Einlagensatz, sondern auch die Leitzinsen, um die wirtschaftliche Entwicklung zu beeinflussen. Sie gelten unmittelbar nur für Geschäfte zwischen der Zentralbank und den Kreditinstituten und legen fest, zu welchen Konditionen sich Kreditinstitute bei ihnen Geld leihen oder anlegen können.
Im März 2016 senkte die EZB den zentralen Leitzins erstmals auf 0,0 Prozent, um mit günstigem Kapital Konjunktur und Inflation in der Euro-Zone anzukurbeln. Seitdem verharrt der Leitzins auf diesem historischen Rekordtief.
Zugleich will die EZB über die Senkung den Preis für das Leihen von Geld reduzieren, dadurch günstige Kredite ermöglichen und mehr Geld in Umlauf bringen. Dies soll, so der Plan, Investitionen und Wachstum anregen.
Dabei hat das Vorgehen der EZB noch einen zusätzlichen Effekt: Je niedriger der Leitzins, desto weniger Zinsen bekommen die Sparerinnen und Sparer.
3. Wer sind die Gewinner? Und wer verliert?
Gewinner der Negativzinsen sind in erster Linie die Staaten der Euro-Zone – auch Deutschland: Die Bundesregierung kann sich so günstig verschulden wie nie zuvor und bekommt sogar noch Geld fürs Schuldenmachen. Von den negativen beziehungsweise Nullzinsen profitieren aber auch all jene, die sich Geld für einen Kredit leihen – Unternehmen ebenso wie Verbraucher.
Verlierer sind Deutschlands Zinssparer: Vor allem diejenigen, die sich Geld fürs Alter über festverzinsliche Anlagen auf die Seite legen wollen. Klassische Sparanlagen wie Tages-, Termin- oder Festgeld sowie Anleihen bleiben wegen des Minuszinses auf absehbare Zeit unattraktiv.
Betroffen sind aber auch institutionelle Anleger, wie etwa Versicherungen oder Pensionsfonds: Sie müssen ebenfalls alternative Anlagemöglichkeiten finden, um das Ersparte ihrer Kundinnen und Kunden zu vermehren.
Quelle: sparkasse.de
Die nächsten Fragen erscheinen kommenden Mittwoch hier auf dem Blog der Sparkasse Lörrach-Rheinfelden.
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